"Ich mache Theater nicht fÃŒrs Feuilleton!"

Il trittico / Titel rheinkultur 08/09 13
Foto: Bernd Uhlig
Il trittico / Titel rheinkultur 08/09 13
Foto: Bernd Uhlig

Ein Interview mit dem neuen Schauspiel-Intendanten Stefan Bachmann


rheinkultur (rk):
Im Oktober 2011 wurden Sie als Nachfolger der Schauspiel-Chefin Karin Beier in Köln vorgestellt.
Sind Sie da gleich an die Spielplangestaltung gegangen?

Stefan Bachmann (SB):
Ja, ich habe da schon begonnen, erste Telefonate zu fÃŒhren und Texte zu lesen. Aber so richtig mit Schwung sind wir im letzten Sommer eingestiegen, nachdem wir den neuen Spielort Carls Werk gefunden hatten. Der neue Spielort auf der â??falschenâ?? Rheinseite, mitten im Brennpunkt â?? das hat uns inspiriert.

rk:
Sie haben neben Klassikern und neuen StÌcken auch vor allem lokale Geschichten zu einer tragenden SÀule des Spielplans gemacht. Ist das köln-spezifisch oder arbeiten Sie immer so ortsbezogen?

SB:
Das ist schon eine kölnspezifische Herangehensweise. Köln ist besonders bunt, spannend, interessant. Wir reisen durch Zeit und Raum vom Gravitationszentrum Köln aus. Wir sind einfach neugierig auf Köln. Wir wollen uns Köln von den Kölnern erzÀhlen lassen. Und dann machen wir Theater daraus. Ich mache Theater nicht fÌrs Feuilleton, sondern in allererster Linie fÌr die Stadt und die, die dort leben.

rk:
Haben Sie Angst vor dem Vergleich mit Karin Beier?

SB:
Nein, habe ich nicht. Denn dieser Vergleich wird sowieso erst einmal negativ ausfallen. Das ist immer so, wenn etwas Erfolgreiches neu gestaltet wird. Aber es wÀre albern, sich einschÌchtern zu lassen. Wir werden in Ruhe unseren eigenen Stil finden. Ich sehe das als Anfang eines Weges und als Herausforderung.

rk:
Sie werden auch selbst inszenieren. Wie wÃŒrden Sie Ihren Regiestil beschreiben?

SB:
Oh Gott. Ich habe eigentlich immer daran gearbeitet, keinen zu haben! Ich finde es schrecklich langweilig, vorhersehbar zu sein. Ich versuche, neugierig zu bleiben und immer wieder auf Themen, Stoffe und StÌcke neu zuzugehen. Wenn ich zum Beispiel ein StÌck inszeniere, in dem Katholizismus eine Rolle spielt, gehe ich in Messen und bete. Ich versuche herauszufinden, wie es ist, ein Katholik zu sein. Au�erdem ist der Zufall mein wichtigster Arbeitspartner. Das hat schon der englische Regisseur Peter Brook erkannt: PlÀne stören auf einer Theaterprobe eher, engen ein. Was nicht bedeutet, dass man nicht an irgendeinem Punkt insistieren und schnell Entscheidungen treffen können muss.

rk:
Wie sieht das Stadttheater der Zukunft aus?

SB:
Ich glaube, dass das BedÃŒrfnis dem Theater gegenÃŒber steigt. Wir erleben im Moment eine tolle Zeit des Theaters: Ob groÃ?e Spektakel oder kleine Formen: Es entstehen neue Ausdrucksformen. Es tut sich wahnsinnig viel.

rk:
Werden Sie in Köln auch die freien Theater besuchen?

SB:
So weit es mir zeitlich möglich ist werde ich das natÌrlich tun.


Das Interview mit Stefan Bachmann fÃŒhrte Anke Holgersson. (ah)

Dienstag, 27.08.2013

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