Staatenhaus am Rheinpark, Saal 2
Béatrice et Bénédict

- Francois-Xavier Roth | Dirigent
Foto: Holger Talinski

Francois-Xavier Roth | Dirigent
Foto: Holger Talinski
Zwei spitzzÌngige Protagonisten in einer geistreich-witzigen Opéra comique
Oper - Hector Berlioz
Libretto vom Komponisten frei nach William Shakespeares
â??Much ado about nothingâ??; â??Viel LÀrm um nichtsâ??
Musik von Hector Berlioz (1803 â?? 1869)
UrauffÃŒhrung am 9. August 1862 in Baden-Baden;
Kölner ErstauffÌhrung am 7. Juni 2020
Musikalische Leitung Francois-Xavier Roth
Inszenierung Jean Renshaw
BÃŒhne und KostÃŒme Christof Cremer
Licht Andreas GrÃŒter
Chor Rustam Samedow
Dramaturgie Birgit Meyer
Don Pedro, Befehlshaber der sizilianischen Truppen
Leonato (Bass), Gouverneur von Messina
Héro (Sopran), dessen Tochter
Béatrice (Sopran), Leonatos Nichte
Claudio (Bariton), Adjudant Don Pedros
Bénédict (Tenor), sizilianischer Offizier
Somarone (Bass), Kapellmeister
Ursule (Alt), Héros Gesellschaftsdame
Ein Notar (Sprechrolle)
Chor der Oper Köln
GÌrzenich-Orchester Köln
In französischer Sprache mit deutschen �bertiteln
Handlung
Nach einem Kriegseinsatz sehnt sich Hero, die Tochter Leonatos, des Gouverneurs von Messina, nach ihrem Geliebten Claudio. Claudio ist Adjutant Don Pedros, des Befehlshabers der sizilianischen Truppen. Hero gönnt Béatrice, Leonatos Nichte, auch ein solches LiebesglÌck. Sie hat dabei den jungen Mann, Bénédict, der die Freudenbotschaft des Siegs der sizilianischen Truppen Ìberbracht hat, ins Auge gefasst. Doch Béatrice und Bénédict können sich nicht ausstehen. Permanent streiten sie miteinander. Um die beiden doch zu verkuppeln, spinnt Hero eine Heiratsintrige und kann Claudio und ihren Vater als VerbÌndete gewinnen. So wird jedem der beiden Streitlustigen zugetragen, wie verliebt der jeweils andere hinter der Maske seiner Widerborstigkeit sei. Nach einigem Zögern geben beide den Widerstand auf und gestehen sich ihre Liebe. Als dann Hero und Claudio Hochzeit feiern, schlie�en sie sich an, jedoch mit dem Versprechen, ihren verbalen Schlagabtausch auch als Eheleute weiter zu fÌhren.
Zum StÃŒck
Shakespeare schrieb Viel LÀrm um nichts wahrscheinlich 1598/99. Die beiden Paare reprÀsentieren GegensÀtze: das eine â?? Hero und Claudio - klassisch-patriarchalisch; das andere â?? Béatrice und Bénédict - gleichberechtigt. Die spritzigen Dialoge zwischen Béatrice und Bénédict beleben das StÃŒck, so dass die eigentliche Handlung zur Nebensache wird. Im Unterschied zu anderen Shakespeare-StÃŒcken ist dieses ÃŒber weite Teile in Prosa gehalten, eine Sprachform, die besser zu den ironischen Schlagfertigkeiten passt. Die Komödie wurde zu Shakespeares Lebzeiten als geeignetes LehrstÃŒck fÃŒr Brautleute angesehen. Zitat: â??Die Liebe kommt als Zufall zu uns allen. / Amor schieÃ?t Pfeile, manchmal stellt er Fallen.â??
InterpretationsansÀtze
� Viel LÀrm um nichts ist ein StÌck der TÀuschung und Spionage: In keinem anderen von Shakespeares Werken wird so viel belauscht, getÀuscht und denunziert
â?¢ Der Titel des StÃŒcks ist vieldeutig, da â??nothingâ?? mehrere Assoziationen weckt: Erstens wurde â??nothingâ?? zu Shakespeares Zeiten wie â??notingâ?? ausgesprochen â?? bemerken, beobachten, auch im Sinne von spionieren. Zweitens war â??nothingâ?? im 16. und 17. Jahrhundert ein Wort fÃŒr die weiblichen Genitalien (â??nichtsâ?? im Sinne einer Abwesenheit des mÀnnlichen Geschlechtsteils) â?? es wird viel Wirbel um Heros JungfrÀulichkeit gemacht.
� Die streng patriarchalische Gesellschaft, die die weibliche Keuschheit vor der Ehe und die daran geknÌpfte mÀnnliche Ehre Ìberbewertet, macht sich der Doppelmoral schuldig, denn die MÀnner brÌsten sich mit ihren sexuellen Erfahrungen.
� Zugleich zeigen sich die �ngste der MÀnner vor der weiblichen SexualitÀt: In immer neuen Witzeleien Ìber Hörner und Gehörnte wird das Motiv des betrogenen Ehemanns variiert.
â?¢ Beatrice bricht die traditionelle Frauenrolle auf: Sie ist schlagfertig und witzelt selbst gern ÃŒber AnzÃŒgliches, ironisiert mÀnnliches Kriegsgebaren, hÀlt sich nicht im Hintergrund wie Hero, verweigert sich der Suche nach einem Ehemann â?? und sie ist Benedikt vollkommen ebenbÃŒrtig. Benedikt und Beatrice stehen so fÃŒr ein alternatives Beziehungsmodell. (aus getabstract)
Historischer Hintergrund
Das Ende des Elisabethanischen Zeitalters
Mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts ging in England allmÀhlich das Elisabethanische Zeitalter zu Ende. Königin Elisabeth I. regierte das Vereinigte Königreich 45 Jahre lang, von 1558 bis 1603. WÀhrend dieser Zeit erlebte England einen beeindruckenden politischen und wirtschaftlichen Aufschwung. Das Land löste Spanien als stÀrkste Seefahrernation ab und wurde zur europÀischen Gro�macht. Zum nationalen Selbstbewusstsein trug auch der wachsende Wohlstand des BÌrgertums bei. Bereits 1534 hatte Elisabeths Vater Heinrich VIII. den Bruch mit Rom vollzogen und die anglikanische Kirche gegrÌndet; zu Elisabeths Zeit emanzipierte sich das Land noch mehr vom Katholizismus. Geistige und religiöse Toleranz waren die Folge und wirkten fÌr das Empire in vielerlei Hinsicht beflÌgelnd. Dass eine alleinstehende Frau an der Spitze des Reiches stand, Ànderte allerdings nichts an der MÀnnerherrschaft innerhalb der englischen Gesellschaft. Frauen, zumal adelige, wurden meist von ihren VÀtern verheiratet und hatten danach ihrem Ehemann zu gehorchen. Trotz allem war das London William Shakespeares eine vergleichsweise moderne, lebendige und intellektuell neugierige Stadt mit rund 200 000 Einwohnern. Elisabeth galt als gro�e Förderin von Kunst und Schauspiel. Unter ihrer Regentschaft wurden die SpielstÀtten zu Erlebnisorten fÌr breite Bevölkerungsschichten. Es kam zu einem regelrechten Theaterboom, begleitet von einem kÌnstlerisch fruchtbaren Wettbewerb zwischen professionellen Schauspielertruppen. (aus getabstract)
Opéra-comique in zwei Akten
Dr. Reinhold Wecker
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