Staatenhaus am Rheinpark, Saal 1

Der Meister und Margarita

Musiktheater in zwei Akten nach dem gleichnamigen Roman von Michail Bulgakow
Oper - York Höller

MUSIKALISCHE LEITUNG André de Ridder
INSZENIERUNG Valentin Schwarz
BÃ?HNE Andrea Cozzi
KOSTÃ?ME Andy Besuch
LICHT Andreas GrÃŒter
DRAMATURGIE Georg Kehren

Als Michail Bulgakows Roman »Der Meister und Margarita« im SpÀtjahr 1966 â?? in Fortsetzungen, in den Spalten der Literaturzeitschrift »Moskwa« â?? veröffentlicht wurde, galt dieses Meisterwerk der Satire schon bald als literarische Sensation. Die gesellschaftskritische Parabel konnte gleichermaÃ?en als burlesker Schelmenroman und als bewegende Liebesgeschichte gelesen werden. Sie legte Zeugnis von den Jahren der stalinistischen Ã?ra ab und behandelte â?? indem sie das provokant zugespitzte GesellschaftsportrÀt mit Motiven der Passionsgeschichte Jesu Christi verwob â?? ewig gÃŒltige Fragen von Schuld und Vergebung. Gespickt mit phantastischen und surrealen Elementen, war der Stoff darÃŒber hinaus derart witzig erzÀhlt, dass das Werk sich von allem abhob, was man bisher bezogen auf die jÃŒngere Zeitgeschichte gelesen hatte.

Der Urheber dieses Geniestreichs, Michail Bulgakow, konnte von dem Umstand, Weltliteratur verfasst zu haben, nicht mehr profitieren: Bereits 1940 hatten ihn nach Jahren unentwegter ZurÌcksetzung und Schikane, die er von staatlicher Seite erlitten hatte, im Alter von 48 Jahren seine LebenskrÀfte verlassen. Noch kurz vor seinem Tod, von der Krankheit geschwÀcht, hatte er seiner Ehefrau Jelena die letzte Fassung des Textes diktiert. Man kann sagen, dass es sich um ein »Schicksals-Werk« handelt, denn beim Lesen vermittelt sich der Eindruck, der Verfasser habe nicht zuletzt seine eigene persönliche Situation sowie die Frage seines literarischen Weiterlebens verhandelt.

Die Haupthandlung der Geschichte spielt im Moskau der Gegenwart, sprich: der Stalin-Ã?ra, wo ein als â?ºMeisterâ?¹ bezeichneter, politisch unliebsamer Schriftsteller in der Psychiatrie festsitzt, bis es seiner Geliebten schlieÃ?lich gelingt, ihn in ein gemeinsames Leben zurÃŒckzuholen. Eine zweite Handlungsebene fÃŒhrt â?? als Roman innerhalb des Romans, verfasst von ebendiesem â?ºMeisterâ?¹ â?? nach Jerusalem, wo sich gerade die Verurteilung Jesu Christi (hebrÀisch: Jeschua) durch den römischen Prokurator Pontius Pilatus ereignet.

Zur KÀmpferin fÃŒr die â?ºgute Sacheâ?¹ und eigentlichen Heldin der Geschichte wird Margarita, eine in wohlhabenden UmstÀnden verheiratete Frau, die bislang ein geheimes auÃ?ereheliches VerhÀltnis mit dem â?ºMeisterâ?¹ gepflegt hat, und die nun, als es darum geht, ihren Geliebten und sein Werk zu retten, sehr viel Mut an den Tag legt. Nicht nur, dass sie sich dazu bereitfindet, ihr bÃŒrgerliches Leben hinter sich zu lassen: Sie scheut auch nicht davor zurÃŒck, gemeinsame Sache mit dem Teufel zu machen. Letzterer tritt in Gestalt des Magiers Voland, eines so gewieften wie ÃŒberzeugungskrÀftigen Dialektikers, in Erscheinung, der gemeinsam mit seinem â?ºTeamâ?¹ â?? bestehend aus den skurrilen Gesellen Korowjew und Asasello, der Hexe Gella sowie dem dreisten Kater Behemoth â?? in der Hauptstadt bereits fÃŒr mÀchtigen gesellschaftlichen Aufruhr sorgt.

Mit einer Serie von subversiven Aktionen und zauberischen Harlekinaden hÀlt dieses bizarre TrÌppchen den gesellschaftlichen FunktionÀr*innen in ihrer Geldgier, Korruptheit und Eitelkeit den Spiegel vor.

Margarita lÀsst sich von Volands Gehilfen anwerben: Unter Ã?berwindung des Gesetzes der Schwerkraft schwingt sie sich â?? als einer der Höhepunkte der Geschichte â?? zu einem phantastischen Flug ÃŒber Moskau auf und stellt als Festkönigin beim Satansball ihre Eignung als anarchistische GlÃŒcksbringerin unter Beweis. Die Geschichte mÃŒndet in erlösender Unendlichkeit: Als Folge von Margaritas mutiger Allianz mit den dunklen MÀchten widerfÀhrt nicht nur dem â?ºMeisterâ?¹ höhere Gerechtigkeit, auch das von ihm verbrannte Manuskript seines Romans findet sich wieder. Schlussendlich wird sogar dem elendigen Statthalter Pontius Pilatus postum Frieden zuteil.

Aus Bulgakows Roman bleibt eine Ã?uÃ?erung des Magiers Voland in Erinnerung, die da lautet: »BÃŒcher brennen nicht«. Diese Mut machende Botschaft darf man glauben, denn: Auf lange Sicht lÀsst sich ein gÃŒltiges kÃŒnstlerisches Werk auch durch Zensur nicht verhindern. Und in besonders glÃŒcklichen FÀllen findet groÃ?e Literatur nicht nur ihre Leserschaft, sondern sogar einen Komponisten, der aus ihr groÃ?e Oper macht â?? so wie im Falle von »Der Meister und Margarita«, wo York Höller auf ein selbst verfasstes Libretto eine Partitur entwickelt hat, mit der er der Romanvorlage nichts schuldig bleibt. Die ÃŒberbordende Handlung und die Vielschichtigkeit der ungeheuren Fabel finden bei ihm eine kongeniale Entsprechung in der beeindruckenden Mannigfaltigkeit der Stile und Formen, die er â?? als ein musikalischer â?ºMeisterâ?¹ â?? sinnfÀllig miteinander verbindet. Auf diese Weise ist dem in Köln lebenden Komponisten Höller ein Paradebeispiel fÃŒr zeitgeschichtlich relevantes Musiktheater gelungen.

Mit dem Abstand von 30 Jahren, die seit der Deutschen ErstauffÃŒhrung dieser Oper im Kölner Opernhaus am Offenbachplatz vergangen sind, wird sie nun â?? als letzte Premiere der zehnjÀhrigen Intendanz von Birgit Meyer â?? in einer neuen Produktion auf ein weiteres dem Kölner Publikum vorgestellt. Regie fÃŒhrt Valentin Schwarz, fÃŒr den an der Oper Köln in der Spielzeit 2018.19 mit seiner als ein besonderer â?ºGeheimtippâ?¹ gewÃŒrdigten Inszenierung von Mauricio Kagels »Mare nostrum« eine Erfolgsserie anhob, die ihn im Sommer 2022 mit einer Neuproduktion der Tetralogie »Der Ring des Nibelungen« zu den Bayreuther Festspielen fÃŒhren wird.

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Letzte Aktualisierung: 04.10.2021 09:06 Uhr     © 2025 Theatergemeinde KÃ?LN | Auf dem Berlich 34 | 50667 Köln